Roman schreiben: Was ich bisher gelernt habe

Einen Roman zu schreiben ist eine lange Reise. Manchmal ist sie fröhlich und inspirierend, ein andermal deprimierend und voller Verzweiflung. Trotzdem kann ich nicht anders. Auch das habe ich gelernt. Ich muss einfach schreiben.

Grafik Federhalter
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Damit ihr nicht die gleichen Fehler macht wie ich, habe ich hier mal einige Punkte gesammelt, die ich im Laufe meines Abenteuers gelernt habe. Die alten Autoren-Hasen unter euch werden mit diesen Tipps nicht viel anfangen können. Für die schreibenden Frischlinge sind es aber hoffentlich wertvolle Hinweise, die euch viel Zeit und Nerven sparen.

Plotten ist wichtig

Zitat Stephen King
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Ob jemand plottet oder nicht, ist natürlich abhängig davon, was der- oder diejenige bevorzugt. Reine Bauchschreiber kommen auch gut ohne Plot aus. Ich habe jedoch gemerkt, dass ich einen brauche. Denn beim Schreiben gibt er mir Halt und ein Gerüst, an dem ich mich entlang hangeln kann. Allerdings habe ich auch festgestellt, dass ich bei meinem nächsten Buch noch mehr Zeit in die Ausarbeitung des Plots stecken muss, da mein Handlungsablauf für „Drachenknochen“ mir fast schon zu ungenau war. Außerdem habe ich immer noch größere Logik- und Plotlöcher. Meine nächsten Schreibratgeber werde ich deshalb zum Thema „Plotten“ lesen.

Einfach drauflos schreiben

Wie jetzt? Erst ist Plotten wichtig und nun sollt ihr einfach drauflos schreiben? Nein, natürlich nicht. Dieser Tipp bezieht sich auf die Szenen oder einzelnen Kapitel, die ihr schreibt und als deren Grundgerüst euch der Plot dient. Die Angst vor der weißen Seite oder dem blinkenden Cursor kennen die meisten Autoren. Die bringt einen allerdings nicht weiter und schon gar keine Buchstaben aufs Blatt. „Fast alles gute Geschriebene beginnt mit dem schrecklichen ersten Versuch. Du musst irgendwo anfangen“, soll US-Schriftstellerin Anne Lamott mal gesagt haben. Ich bin ganz ihrer Meinung. Deshalb habe ich mir antrainiert, einfach darauf los zu schreiben und nicht gleich den perfekten ersten Satz finden zu müssen.

Grafik Now or Never
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Schließlich kann ich es hinterher immer noch verbessern. Um das zu lernen, gibt es viele Schreibtrainings. Einige habe ich aus Büchern wie „Ein Roman in einen Jahr“ von Louise Doughty oder „Schreiben in Cafés“ von Natalie Goldberg. Auch im Internet finden sich unzählige Schreibübungen dazu. Mein Beruf als Journalistin hat mir zugegebenermaßen sehr dabei geholfen, das Drauflos-Schreiben zu lernen. Denn nichts motiviert so sehr einen Text zu schreiben, wie eine nahende Deadline. War das Stephen King der das gesagt hat? Ich weiß nicht mehr, aber auch ohne drohenden Abgabetermin könnt ihr es lernen. Wie meiner Meinung nach alles am Romanschreiben ist es eine Frage der Übung. Also ran, an die Schreibaufgaben!

Settings werden sterben

Roman schreiben: Settings fallen weg
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Spätestens bei der ersten Überarbeitung fallen bestimmte Settings weg, deren Szenen nicht zum Handlungsablauf beitragen – „the Plot thickens“ sozusagen. Das ist ein gesunder Vorgang beim Schaffen eines Romans. Denn dadurch wirft er unnötigen Ballast ab, was wiederum den Handlungsverlauf meist lebendiger, kürzer und interessanter macht. Bisher sind bei mir vier Settings weggefallen, deren „Tod“ überhaupt keinen Einfluss auf die weitere Handlung des Romans hat. Daher weiß ich, ich habe die richtigen Settings heraus gekickt. Weitere werden folgen, da bin ich mir ganz sicher. Einige werde ich auch „zusammenziehen“. Wenn verschiedene Szenen in ähnlichen Settings spielen, ist es oft möglich, die Handlung zu destillieren und auf ein Setting einzudampfen.

Settings oder Abläufe aufzeichnen hilft auch beim Roman schreiben

Liegt die Kathedrale nun rechts vom Haus des Alchemisten oder links? Und wie funktioniert der geheime Mechanismus nochmal? Manchmal ist das Bild im Kopf von einem Setting oder einem Ablauf nicht so klar, wie ich es gerne haben möchte. Manchmal taucht auch beim Schreiben einer Szene allgemeine Verwirrung auf, weil ich vergessen habe, wie etwas genau funktioniert oder etwas zusammenhängt. Zum Beispiel wohin die Gruppe reitet, wie es in einem Raum aussieht bzw. was dort wo herumsteht oder wie ein Artefakt funktioniert. Mir hilft dabei immer das Aufzeichnen der Wege auf einer Karte oder das Visualisieren von Abläufen. Dabei muss das Gezeichnete nicht gut aussehen, schließlich bin ich die Einzige, die es zu sehen bekommt. Für mich muss es Sinn ergeben und ich muss meine Hieroglyphen lesen können, sonst niemand. Ob die jetzt schön sind oder nicht, ist mir da egal.

Roman schreiben: Aufzeichnen hilft
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Wer es ordentlicher mag, kann Zusammenhänge mit Yed darstellen. Das Programm wird zur Diagrammerstellung genutzt, funktioniert aber auch super für Plots, Beziehungsdarstellungen der Charaktere untereinander oder zum Clustern. Fantasy-Karten können mit „Inkarnate“ erstellt werden .Allerdings ist das Programm kostenpflichtig und die kostenlose Version bietet nur wenige Möglichkeiten. Beide Programme habe ich übrigens über den Instagram-Kanal von „Blut gegen Blut“-Autor Benjamin Spang kennengelernt. Er hat tolle Tipps und Anregungen für Autoren und ist auch online richtig gut unterwegs, zum Beispiel auf Twitch.

Schreibe dir immer auf, wer was dabei hat (oder verletzt ist)

Das ist nötig, wenn ihr nicht dauernd in den vorherigen Kapiteln herumsuchen wollt, wer jetzt was eingesteckt, verloren, kaputt gemacht oder aufgebraucht hat. Bei den ersten Kapiteln kann ich es mir noch einigermaßen merken. Aber gerade bei Fantasy-Romanen geht es oft um Magie, für die bestimmte Artefakte benötigt werden, magische Gegenstände, die für die Handlung wichtig sind oder um Hinweise, die den Hauptcharakter weiterbringen.

Grafik Lost & Found
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Nach zehn oder mehr Kapiteln habe ich schon längst vergessen, wer jetzt was mit sich herumträgt oder eben auch nicht mehr. Deshalb habe ich mir einfach ein Word-Dokument angelegt, in dem die Namen der Charaktere stehen und was sie gerade dabei haben. Jedes Mal, wenn einer davon etwas nicht mehr hat oder etwas Neues bekommt, aktualisiere ich die Liste und trage die Info ins Dokument ein. Mit Verletzungen mache ich es genauso. Schließlich ist es ärgerlich, wenn einer seinen linken Arm verliert und dann genau mit dem im nächsten Kapitel jemandem zuwinkt.

Arbeite deine Charaktere vorher genau aus

Keine ordentlich herausgearbeiteten Charaktere zu haben, macht das Romanschreiben nicht leichter und sorgt außerdem für Probleme beim Plot. Denn wie eine Figur handelt, besonders die Hauptfigur und der Antagonist bzw. die Antagonistin, ist so stark vom Charakter abhängig, dass es ohne eine klare Figur nicht geht. Zumindest bei mir nicht. Ich habe schon vor der Ausarbeitung des Plots bei der Figurenerarbeitung geschlampt, weil ich unbedingt schreiben wollte und bereue es jetzt zutiefst.

Zitat John Rogers
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Das Resultat sind nämlich unklare Beziehungen der Charaktere untereinander, unstimmige Verhaltensweisen und eine ständige Überarbeitung bestimmter Szenen, in denen sich die Handlung der Hauptfigur ändert, nachdem ich ihren Charakter angepasst habe. Ich hätte mir sehr viel Arbeit ersparen können, wenn ich noch vor Erstellung des Handlungsablaufes ein genaues Bild von Hauptfigur und Antagonist gehabt hätte. Also wenn ihr nicht so enden wollt wie ich, dann arbeitet eure Figuren vorher genau aus. Besonders den Hauptcharakter solltet ihr in- und auswendig kennen. Das macht vieles einfacher. Dafür gibt es die verschiedensten Methoden wie Charaktersheets erstellen oder ein Interview mit der Figur führen. Wenn ihr mich jetzt entschuldigt, ich muss eine Cluster-Map zu den Eigenschaften und Charakterzügen meines Hauptcharakters erstellen. Seufz.

Weitere Beiträge übers Schreiben und meine Erfahrungen als Anfänger-Autorin findet ihr in meinem Blog.

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