Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär – und ich

Buch von Walter Moers Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär

Ja, ich weiß. Das Buch ist schon fast 20 Jahre alt. Aber was Bücher angeht, bin ich ein Spätzünder. Sogar bei Harry Potter war ich einige Jahre zu spät dran. Als ich „Die Heiligtümer des Todes“ las, war der Band schon lange draußen. Das Buch von Walter Moers über den Bären-Kapitän habe ich vor einigen Monaten erst gelesen. Der Vorteil von Walter Moers Büchern ist meiner Meinung nach ihre Zeitlosigkeit. Dadurch, dass die Geschichten universell sind und in einem erfundenen Königreich spielen, ist es vollkommen wurscht, ob ich das Buch heute oder in zehn Jahren lese. Was mich bei den Büchern von Walter Moers immer verwundert ist, dass sich die Buchhändler selbst nicht einig sind, ob es Genre-Literatur ist oder nicht. In einigen, meist kleineren Buchhandlungen, steht Käptn Blaubär unter „Fantasy“, bei Thalia dagegen einfach bei „Romane A – Z“.



Kleines Arschloch meets Käpt’n Blaubär?

Meiner Meinung nach, zählt „Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär“ sehr wohl zum Fantasy-Genre. Detroit News schrieb zum Erscheinen des Buches, Moers kreativer Geist sei „wie J. K. Rowlings auf Ectasy“. Ich finde, diese Beschreibung trifft es ziemlich gut. Ein Grund, warum ich das Buch so lange ignoriert habe, ist wohl meine eigene Kindheitserinnerung an Käptn Blaubär. Damals erlebte der Käptn seine Abenteuer noch als Puppenfigur zusammen mit der Schiffsratte Hein Blöd bei der Sendung mit der Maus. Er erzählte seinenEnkelbären sein Seemannsgarn, das als Zeichentrick-Episode bei jeder Sendung eingespielt wurde. Während „Käptn Blaubärs Seemannsgarn“ sich an Kinder richtet, ist sein Roman für Erwachsene geschrieben. Ich kannte Moers Arbeit für Erwachsene in den Neunzigern vor allem von seinen satirischen „Das kleine Arschloch“-Comics, die mehr als einmal unter die Gürtellinie gingen. Was, wenn er seinen „Kleines Arschloch“-Humor mit der Geschichte des Käptn Blaubär im Roman verknüpft hatte? Da ich mir meine Kindheitserinnerung an den Käptn nicht verderben wollte, ließ ich auch noch Jahre später die Finger vom Roman.

Unglaubliche Ideen

Meine Angst war aber vollkommen unbegründet, wie sich nun herausstellte. Die Biografie des Blaubären ist flüssig geschrieben, mit viel Liebe zum Detail ausgeschmückt und weit vom dreckigen Humor des „Kleinen Arschlochs“ entfernt. Die verschiedenen Figuren und Wesen, die ihm auf seiner Reise begegnen, sind immer für Lacher gut. Besonders hervorheben möchte ich hier die „Gimpe“, ein friedliches Nomadenvolk, das durch die Süße Wüste zieht und aus Einzelgängern besteht, die unaussprechlich lange Namen tragen, sich nur von einem Pilz namens „Gimp“ ernähren und auch alles „Gimp“ finden. Als jemand der selbst schreibt, bewundere ich Moers für seine überbordende Fantasie und auch seine Art, wie er mit einem trockenem Humor die Reaktionen des Blaubären auf seine Umgebung und deren Kreaturen beschreibt. Zum Beispiel als Käptn Blaubär sich bei den Gimpen selbst einen Namen gibt, damit er endlich seine Ruhe hat. Bei den Gimpen herrscht nämlich die Regel, dass jeder Gimp einen Namen tragen muss, der im Universum einzigartig ist. Das führt zu so seltsamen Namenskonstellationen wie Konstantin Konstantinopel Kanstontonipel Zehnneunachtsiebensechsfünfvierdreieins. Ich hoffe, ich habe das jetzt richtig hingeschrieben …



Ein bißchen wie Pratchett

Sollte ein Gimp den Namen eines anderen Gimpes falsch aussprechen, muss er sich selbst solange mit Sand bewerfen, bis der andere ihm verzeiht. Dreimal dürft ihr raten, wem das dauernd passiert ist. Deshalb gab sich der Käptn schließlich den längsten Namen, den ein Gimp jemals getragen hat: „Danach war Ruhe in den Dünen. Niemand wagte es mehr, mich blöde anzuquatschen. Ich vereinsamte sogar ein bißchen.“ Auch wenn die Abenteuer an sich nicht vor Spannung strotzen – in Sachen Unterhaltung können Moers nicht viele Schriftsteller das Buchhaimer Bienenbrot reichen. Stellenweise erinnert mich sein Humor stark an meinen Lieblingsschriftsteller Terry Pratchett. Das Einzige was mir negativ auffiel, sind die vielen aneinandergereihten Aufzählungen. Teilweise habe ich nach der fünften Aufzählung die anderen einfach überflogen. Wie viele verrückte Blumen in einem Beet wachsen, muss ich nicht sooo genau wissen. Aber der Einsatz solcher Stilmittel ist natürlich Ansichtssache. Ich kann mir gut vorstellen, dass viele der Leser genau das an seinen Romanen mögen. Alles in allem schließe ich mich der überwiegend vorherrschenden Meinung an, dass „Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär“ ein sehr lesenwerter Roman ist. Ich werde in Zukunft noch mehr Bücher von Walter Moers lesen. Wahrscheinlich aber auch mit einigen Jahren Verspätung. Schließlich habe ich noch ganz schön was aufzuholen.

 

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